Cannes-Entdeckung: «Girl»

Lara ist 15 und hat einen Traum: sie will klassische Ballerina werden. Sie wird – zunächst probeweise für 8 Wochen – in einer der renommiertesten Tanzakademien aufgenommen. Dass andere schon mit 12 Jahren den Spitzentanz beherrschen, motiviert sie nur umso mehr ihr Bestes zu geben; ihre Familie unterstützt sie dabei liebevoll.

Girl zeigt das Porträt einer Jugendlichen voller Ehrgeiz und eisernem Willen und gleichzeitig von Selbstzweifeln geplagt. Lukas Dhont schafft es in seinem Debutfilm auf aussergewöhnlich sanfte Art, die Turbulenzen des Erwachsenwerdens mit dem Paradox zu verknüpfen, was es heißt, sich nicht mit der Geschlechtsidentität, die uns die Gesellschaft auf Grund äußerer Merkmale zuweist, zu identifizieren. Lara (sensationell gespielt von Victor Polster) ringt nicht nur mit den Unsicherheiten der Pubertät, sondern zusätzlich mit ihrem als männlich gelesenem Körper, der Hormontherapie und einer möglichen operativen Angleichung. Hinzu kommen die sowohl psychisch als auch physisch schmerzhaften und auszehrenden unzähligen Trainingsstunden, die einer zukünftigen Ballerina abverlangt werden. Im Film wird der Fokus jedoch nicht auf die (möglichen) äusseren Hindernisse gesetzt, sondern auf Laras innere Zweifel und ihren persönlichen Kampf.

Der Film ist ein Beispiel für die Schwierigkeit der Repräsentation von trans* Menschen, da Lara von einem cisgender Mann gespielt wird. Dhont führte die Castings zwar genderunspezifisch durch, habe jedoch keine trans* Person mit Ballettausbildung oder auch nur Erfahrung gefunden und beschränkt die Repräsentation deshalb leider auf die Erfahrungen von trans* Menschen.

Der Film wurde an Festivals als Entdeckung gefeiert und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, u.a. in Cannes mit der Caméra d’Or für den besten Erstling sowie der Queer Palm.

 

«Sorry Angel»

Im Rahmen von Queegestreift zeigt das Zebra-Kino, Konstanz, vor «Girl» den Film «Sorry Angel». Der Film spielt 1993 in Paris. Der Schriftsteller Jacques ist Mitte 30, teilt sich das Sorgerecht für seinen kleinen Sohn Louis mit dessen leiblicher Mutter und versucht, sich das Leben nicht zu sehr von seiner HIV-Infektion diktieren zu lassen. Auf einer Lesung in der Bretagne lernt er den Nachwuchsfilmemacher Arthur kennen, der gerade beginnt, sich von den Fesseln der Provinz zu befreien. Arthur verliebt sich auf den ersten Blick in den geheimnisvollen Autor. Doch Jacques zögert, sich auf die Beziehung mit dem deutlich jüngeren Mann einzulassen. Auch weil er ahnt, dass ihnen dafür nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Ein zärtlicher und zutiefst berührender Film über körperliche und intellektuelle Verführung, übers Jungsein und Altwerden, über die große Liebe und den Mut, bis zuletzt seinen Gefühlen zu folgen.

«Girl» 
So, 7. Oktober, 20.15 Uhr, im Rahmen von Queergestreift im Zebra-Kino, Konstanz
ab 18. Oktober im Kinok, St.Gallen

«Sorry Angel»
So, 7. Oktober, 17.30 Uhr, im Rahmen von Queergestreift im Zebra-Kino, Konstanz