Zugänglichkeit in der Prävention hat ein Gesicht

Jochen-Guggenberger

Jochen Guggenberger (49) war die letzten sechs Jahre MSM-Berater bei der AIDS Hilfe Vorarlberg. Dass es im Ländle ein bisschen anders läuft als in großen Städten hat Jochen schnell erkannt – und die HIV AIDS-Prävention ganz einfach auf vorarlbergerisch übersetzt.

Für Jochen Guggenberger brauchte es 2012 keine Bewerbung – man hat ihn direkt angesprochen. Als schwuler Sexualpädagoge, der viel in der Szene unterwegs war, schien er für seinen Vorgänger wie die Faust aufs Auge zu passen. Jochen war oft in München oder Zürich unterwegs und kannte von dort die IWWIT-Kampagne, den Checkpoint und die Schwestern der perpetuellen Indulgenz.

All das gab es im Ländle nicht, geschweige denn eine konsistente Szene.

Trotzdem war Jochen eines wichtig: Niederschwelligkeit. „Die AIDS-Hilfe Vorarlberg ist eine unkomplizierte, offene Organisation, bei der man keine Angst vor Fragen haben muss. Mir war es wichtig, das auch persönlich an MSM zu vermitteln.“

Also hielt Jochen die Augen offen nach Räumen und Veranstaltungen, auf denen MSM zu finden sind und machte die Präventionsarbeit direkt vor Ort ganz persönlich. Es blieb dabei nicht beim Kondome verteilen, denn Jochen ist mit seiner aufgeschlossenen und offenen Art schnell in so manches Gespräch verwickelt.

Die vielen Einsätze haben sich gelohnt: Heute kennt man Jochen im Ländle und weiß, wenn man eine Frage hat, dann ist man bei ihm und der AIDS-Hilfe Vorarlberg gut aufgehoben. 

Nur möglich, wenn man über die Grenze schaut

Vorarlberger*innen finden sich selbstverständlich nicht nur in Vorarlberg, sondern auch in benachbarten Städten wie St. Gallen und Lindau. So arbeitete Jochen grenzüberschreitend – aber nicht nur in nationaler Hinsicht. Es ist der Kontakt mit Vereinen und Veranstaltern, den Jochen immer wieder aktiviert hat. Ob GoWest, der CSD Bregenz, oder verschiedenste Workshops zum Thema, Jochen blieb im Dialog. Und es ist der Dialog, der gute Präventionsarbeit gewährleistet. 

Viel verändert, und trotzdem: Aufklärung nötig!

In den sechs Jahren hat sich viel geändert.  U=U undetectable Virus= untransmittable Virus, Treatment as prevention und PrEP waren die größten Themen, die es zu vermitteln galt. „Ich finde es wichtig, dass es MSM Berater gibt, denn das Sexualverhalten ist vielfältig. Da ist es einfach gut, wenn man da nicht um den heißen Brei herum reden muss.

Heute sind die AIDS-Hilfen professionelle Stellen für sexuelle Gesundheit, doch entstanden sind sie aus einer Not. Dass man heutzutage Zugang zu nicht urteilenden und fachlich fundierten Informationen zu Safer Sex hat, ist eine Errungenschaft, an die Jochen gerne auch erinnert.

Für die Zukunft wünscht sich Jochen, dass besonders die LGBTIQ-Szene sowohl über die Solidaritätsgeschichte der AIDS-Hilfen Bescheid weiß, als auch über die aktuellen Entwicklungen in der HIV-Prävention. Alle sollten Wissen, dass Menschen mit HIV, deren Viruslast unter der Nachweisgrenze ist, das Virus nicht weitergeben können. Informationen dazu und die Möglichkeit zum Test, gibt es in deiner nächstgelegenen AIDS-Hilfe.

Seinem Nachfolger, Sven Hofer wünscht er viel Elan und Kraft für diese spannende Arbeit.

Jochen, wir danken dir von Herzen für deinen unermüdlichen Einsatz und wünschen dir alles Gute! 

Tom Pfanner