Sprechstunde Gendervarianz in St. Gallen

Stellt euch vor, ihr müsst für einen Gesundheitscheck nach Zürich. Eine Zumutung. Aber genau so sah es bis vor kurzem für gendervariante, sprich: trans* und gender queere Menschen in der Ostschweiz aus. Es gab kein Beratungsangebot. Gemäss der Eidgenössischen Kommission für Sexuelle Gesundheit (EKSG) braucht es aber für bestimmte Zielgruppen, z.B. Migrant_innen, Menschen mit HIV, LGBTIQ, spezifische, für die entsprechende Gruppe konzipierte Angebote. Mit ihrer Sprechstunde für gendervariante Menschen hat die Fachstelle für Aids- und Sexualfragen in St. Gallen eine wichtige Lücke geschlossen.

Knapp 30 Personen haben dieses Angebot im Jahr 2016 genutzt: telefonisch, per Mail, aber vor allem persönlich. Es waren berührende Geschichten von Menschen, die teils zum ersten Mal mit jemandem über ihre Ängste und Hoffnungen sprechen konnten. Dies in einem diskriminierungsfreien und verständnisvollen Rahmen. Ältere und Jüngere, Eltern mit ihrem Kind, Angehörige, Jugendliche mit einem Elternteil. Viele mit einer langen, versteckten Leidensgeschichte, andere mit aktuellen Problemen und Fragen zu Coming out, Transition, Medizin, Recht, Arbeitslosigkeit, IV, Kassenleistungen oder zu therapeutischer Begleitung.

Mittels einer Triageliste können wir diese Menschen an kompetente therapeutische Fachpersonen in der Region weitervermitteln. Und dank unserer Schweiz weiten Vernetzung mit spezialisierten medizinischen Fachpersonen, mit der Fachgruppe Trans* und dem Transgender Network Switzerland (TGNS), insbesondere auch mit deren Rechtsabteilung, können wir sicherstellen, dass gendervariante Menschen die individuell benötigte fachliche Unterstützung auf ihrer Odyssee im Gesundheitswesen erhalten.

Wie nötig Sensibilisierungsarbeit auf allen gesellschaftlichen Ebenen  ist, hat die im Auftrag von Pink Cross von der Fachhochschule SG durchgeführte Studie „LGBTI und Menschen mit HIV im Alter“ aufgezeigt. Schweiz weit wurden 1327 stationäre Alters- und Pflegeeinrichtungen befragt, 353 haben teilgenommen. Am besten informiert waren sie über die Bedürfnisse von HIV+/aidskranken Klient_innen. Bezüglich der Bedürfnisse von Lesben und Schwulen sowie von bisexuellen Menschen wussten schon weit weniger Bescheid. Nur noch wenige waren informiert über trans* Personen, noch weniger über intersexuelle Menschen. Es besteht Aufklärungs- und Handlungsbedarf.

Links:
http://ahsga.ch/lgbt/trans
https://www.transgender-network.ch/
https://fachgruppetrans.ch
http://www.pinkcross.ch/lebenswelten/sensibilitaet-fuer-lgbti-im-alter

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Text – Myshelle Baeriswyl, Geschäftsleiterin Fachstelle für Aids- und Sexualfragen, Leiterin Sprechstunde Gendervarianz.

 

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