Schwul und lesbisch: doch nicht so cool ?

2016 führte das Schulprojekt COMOUT bei ihren 100 Einsätzen an Schulen auch 15 Besuche  an einer Berufsschule in St.Gallen durch, diese Einsätze wurden ausgewertet und die Schülerinnen zu ihrer Haltung und zu ihrem Wissen bezüglich Homosexualität befragt. Die Ergebnisse dieser Befragung liegen nun vor und zeichnen ein differenziertes Bild der Einstellungen der befragten 16-22 jährigen Jugendlichen. Dabei fallen  die  Antworten von männlichen und weiblichen Jugendlichen durchwegs sehr unterschiedlich aus.

Erfreulich, dass 70% der Frauen und doch 50% der Männer eine rechtliche Gleichstellung von homosexuellen  in der Gesellschaft begrüssen würden.  Doch sind es nur 37% aller Männer, die tatsächlich  selbst eine akzeptierende Haltung gegenüber männlicher Homosexualität ausdrücken, Frauen sind hier mit 76% Akzeptanz gegenüber weiblicher Homosexualität weitaus offener.  Und wenn es um eine konkrete Reaktion angesichts eines Coming outs eines Kollegen handelt, schwindet die akzeptierende Haltung drastisch : nur 7% aller Männer würden das bei einem männlichen Kollegen als „völlig ok“ empfinden, 43% würden sich ablehnend verhalten. Etwa die Hälfte der Frauen würde dies gutheissen, etwa ein Fünftel würde dem Coming-out eines Kollegen ablehnend gegenüberstehen, weniger offen wären sie, wenn es sich um eine Kollegin handelt, hier würden 27% ablehnend reagieren.

Viel Unwissen und Halbwissen war bei dieser Umfrage im Hinblick auf die Faktenlage von Homosexualität auszumachen. Fast die Hälfte aller Jugendlichen halten Homosexualität für das Ergebnis einer selbst getroffenen Entscheidung, ein Drittel ist sich unsicher darüber, ob Homosexualität von  einer Verführung herrühre oder ob Homosexualität nicht doch therapierbar sei.

Zusammenfassend muss man feststellen: einer vordergründige Toleranz steht vor allem bei Männern eine Mauer von Ablehnung gegenüber, wenn es um das Coming-out von Nahestehenden geht, dazu kommen eine erhebliche Unsicherheit und Unwissen im Hinblick auf Homosexualität. Sozial erwünschte Antworten erweisen sich im Realitätscheck als brüchig.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie wichtig eine umfassende Information und Diskussion über Homosexualität bei Jugendlichen ist, das Projekt COMOUT der ahsga ist ein Baustein dazu, genauso wichtig sind aber weitergehende Impulse in Schule, Sport und im Rahmen der elterlichen Erziehung.

Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage sind als PDF-Datei auf der Homepage der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen aufgeschaltet.

Publireportage: Jürg Bläuer, Fachstelle für Aids- und Sexualfragen St. Gallen / Appenzell