Queergestreift Konstanz: Das zweite Filmwochenende

Das Konstanzer LGBT-Filmfestival «Queergestreift» im Zebra Kino geht ins zweite Wochenende und wartet mit ausgesuchten Leckerbissen auf, darunter dem Oscar-gekrönten «Moonlight».

Die folgenden Filme stehen am Wochenende auf dem Programm:

Heartstone erzählt die Geschichte der Teenager Thor und Christian, die in einem verlassenen Fischerdorf in den Weiten Islands aufwachsen. Eines Sommers durchleben die beiden das Erwachen einer neuen Gefühlswelt, was ihre Freundschaft vor neue Herausforderungen stellt. Thor interessiert sich immer stärker für ein Mädchen in der Nachbarschaft, während sich Christian mehr und mehr zu seinem Freund hingezogen fühlt. Regisseur Gudmundur Arnar Gudmundsson gelingt es, das Gefühlsleben Christians  mit den imposanten Landschaftsbildern der kargen Weiten Islands in Szene zu setzen. Der Film bezieht sich auf die eng gezogenen Grenzen des Sag- und Unsagbaren in unserer Gesellschaft.
(Rezension: Alexander Schollbach)
Freitag, 31.3.17, 18 Uhr

Moonlight: «In Moonlight Black Boys Look Blue» ist der Titel des Theaterstücks, auf dem der Film basiert und dessen Farbspiel er mit sinnlich poetischen und kunstvoll arrangierten Bildern wiedergibt. Das Coming-of-Age-Drama um einen afroamerikanischen Jungen, der seine homoerotischen Gefühle in einem von Ausgrenzung, Drogensucht, Armut und Kriminalität geprägten Umfeld nicht leben darf, trotzt den konventionellen Filmerwartungen auf erzählerischer und visueller Ebene. Die in drei Lebensabschnitte unterteilte Charakterstudie über den heranwachsenden Außenseiter Chiron suggeriert feinfühlig und eindringlich eine unmittelbare Erfahrbarkeit. Vielmehr als ein falscher Briefumschlag wird die außergewöhnlich brillante Inszenierung des Oscar-prämierten Films die Erinnerungen prägen.
(Rezension: Veronica Francesca Haas)
Freitag, 31.03.17, 20:30 Uhr

Théo et Hugo beginnt heftig im Darkroom eines Sex-Clubs in Paris. Die gemeinsam erlebte Leichtigkeit ihrer sexuellen Begegnung treibt die beiden kurz darauf durch die leeren Straßen des nächtlichen Paris. Die Intensität, die Tiefe, die zuvor zwischen ihren nackten Körpern fühlbar war, wird so jedoch in den folgenden anderthalb Stunden nicht noch einmal entstehen. Im Gegenteil, Theo und Hugo führen banale Gespräche nach dem Motto «Und was machst du so?», während sie ziellos durch die Straßen fahren. Bis zu dem Moment, an dem die Realität des ungeschützten Sex einholt. Was  folgt, sind unangenehme Gespräche mit medizinischem Personal in einer Notaufnahme. Mit meisterlichem Feingefühl haben Olivier Ducastel und Jacques Martineau zwei junge Männer in Echtzeit durch die Stadt begleitet.
(Rezension: Kate Gößmann)
Queergestreift zeigt Theo & Hugo in Kooperation mit dem CSD Konstanz e.V.
Freitag, 31.03.17, 23 Uhr

Taekwondo: Ein Sommerhaus irgendwo am Stadtrand von Buenos Aires. Ein Pool, ein Grill, Joints, Drinks und süßes Gebäck. Es ist heiß, die Tage vergehen langsam und entspannt. Ein seit Jahren bestehender Freundeskreis trifft sich. Intimität und Nähe bestimmen das Verhältnis untereinander. Nichts wird verschwiegen, über alles kann gesprochen werden. Doch rasch wird klar, vieles ist  Schein. Das Gerücht, einer der Freunde könnte schwul sein, ruft eine irrationale Unsicherheit hervor. Langsam bahnt sich eine zärtliche Nähe zwischen zwei aus der Gruppe an, die den übrigen sieben nicht unerkannt bleibt… Zeit spielt keine Rolle und doch ist sie für den Film zentral. Spannung wird aufgebaut und bis ins Unerträgliche gesteigert. Die Bilder bestechen durch eine starke Körperlichkeit und setzen die Reize des männlichen Körpers auf ästhetische aber nicht voyeuristische Art in Szene (heiße Boys!!!). .
(Rezension:  Tim Julijan Holzner)
Samstag, 01.04.17, 15.30 Uhr

XXY: Intersexuelle Menschen haben auch heute noch mit Vorurteilen und Unverständnis zu kämpfen. Die Dominanz und Allgegenwärtigkeit binärer Geschlechterkategorien fordert von ihnen ein ständiges Sich-Entscheiden-Müssen. Der Kampf um Anerkennung wird an vielen Fronten ausgetragen. Die Einführung von neuen Geschlechterbezeichnungen auf Ausweisdokumenten sowie geschlechtsneutraler Toiletten sind scheinbar nur kleine Aspekte, die aber im Alltag intersexueller Menschen einen großen Unterschied machen. Der Film XXY behandelt das Thema auf  sensible Art und Weise am Beispiel von Hauptfigur Alex. Als Mädchen großgezogen, hat die 15-jährige die Hormonbehandlung aufgegeben. Zusammen mit ihren Eltern lebt sie in einem Haus an der Küste Uruguays, abgeschieden von jeglicher Zivilisation. Als ein befreundetes Paar gemeinsam mit ihrem Sohn Alvaro zu Besuch kommt, entsteht zwischen den beiden Teenagern schnell eine starke Anziehung. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der eigenen (sexuellen) Identität, welche von zahlreichen Konflikten überschattet wird.
(Rezension: Tim Julijan Holzner)
Samstag, 01.04.17, 17.45 Uhr

The Misandrists:  „A(wo)men.“, so schließt die weiblich-radikale „Female Liberation Army“ im Feministinnenkloster ihre Predigten. Die Terroristinnen-Organisation rüstet sich zur letzten Revolution, bei der sie für die Befreiung aller Frauen durch den Untergang des Patriarchats kämpft. Dass zwei der Frauen den gutaussehenden Volker, der auf der Flucht vor der Polizei verwundet wurde, im Keller der Klosters verstecken, darf „Big Mother“ auf keinen Fall erfahren…
Bruce LaBruce hat wieder zugeschlagen und präsentiert die sarkastische Utopie einer männerlosen Welt.
(Rezension: Francesca Haas)
Samstag, 01.04.17, 21.45 Uhr

 I am not your Negro: 1979 – James Baldwin, einer der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, beginnt seinen letzten, unvollendeten Text «Remember the House», der persönliche Erinnerungen an seine drei ermordeten Bürgerrechtler-Freunde Malcolm X, Medgar Evers und Martin Luther King sowie Reflexionen der eigenen, schmerzhaften Lebenserfahrung als offen schwul lebender Schwarzer in den USA beinhaltet. Rund 40 Jahre später inszeniert Raoul Peck die 30 bislang unveröffentlichten Seiten von Baldwins Manuskript. Sie sind ein Rückblick auf die amerikanische Bürgerrechtsbewegung. Peck vermischt geschickt Fotos, Film- und Nachrichtenausschnitte von Archivaufnahmen der Rassentrennung in den 1950er- und 1960er-Jahren, aber auch aktueller Geschehnisse wie den Todesfall von Michael Brown und die anschließenden afroamerikanischen Proteste gegen weiße Polizeigewalt in Ferguson 2014. Peck lässt dabei hauptsächlich Baldwin mit seinen eigenen immer noch aktuellen Worten sprechen vertont von Samuel L. Jackson.
(Rezension: Christoph Sinz)
Sonntag, 02.04.17, 16:30 Uhr

Mit siebzehn war das Leben noch in Ordnung. Haha, Nein. Mit siebzehn war gar nichts war da in Ordnung! Damien und Thomas, die beiden Protagonisten des Coming of Age-Dramas, müssen das am eigenen Leib erfahren, und zwar saftig! Damien wohnt mit seiner Mutter Marianne in einem abgelegenen Kaff in den Pyrenäen. Thomas, Adoptivsohn einer Bauernfamilie, lebt auf einem Hof in der Nähe, irgendwo im bergigen Nichts. Die beiden lernen sich in der Schule kennen. Schnell entsteht eine latent aggressive Anziehung zwischen den Einzelgängern – Damien scheint das perfekte Ventil für Thomas‘ Aggressionspotenzial zu sein. Die Raufereien intensivieren sich, je besser sie sich kennenlernen. Erst als Damiens Mutter die beiden Hormonbolzen zwangsweise für einige Zeit auf engstem Raum zusammenbringt, keimt so etwas wie eine zarte Zuneigung auf – aber mit siebzehn Jahren lassen die Konflikte nicht lange auf sich warten…
(Rezension:  Tim Julijan Holzner)
Sonntag, 02.04.17, 18.30 Uhr

Women Who Kill ist eine eine pechschwarz-glänzende Thriller-Dramödie. Wer sich ständig mit den Lebensgeschichten von Mörderinnen beschäftigt, kann scheinbar irgendwann gar nicht mehr anders, als auch im eigenen Umfeld Morbides und Mysteriöses zu vermuten. So ergeht es der 38-jährigen bekennenden Beziehungsphobikerin Morgan, die – angestachelt von ihrer Ex-Freundin Jean, mit der zusammen sie einen Radio-Podcast über weibliche Serienkillerinnen betreibt – plötzlich von der Idee gepackt wird, hinter ihrer neuen Bekanntschaft Simone stecke eine brutale Mörderin. Die hübsche Simone, die in der lokalen Lebensmittelkooperative arbeitet, scheint tatsächlich einige Geheimnisse zu hüten. Und während Morgan und Jean weiter ihrem makabren Hobby nachgehen, für das sie gerne auch mal Interviews in Gefängnissen durchführen, z.B. mit Lila, bringen diverse mysteriöse Ereignisse im Umfeld der Gruppe lesbischer New Yorkerinnen die Spirale aus Eifersucht, Verdächtigungen und Verfolgungsangst immer weiter ins Rollen.  Der Film, der nebenbei genüsslich den (lesbischen) Alltag in einem Brooklyner Hipster-Viertel seziert, wurde sowohl beim Outfest, als auch beim Tribeca-Festival mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
(Rezension: Kate Gößmann)
In Kooperation mit belladonna, Frauen und Kultur e.V.
Sonntag, 02.04.17, 21 Uhr

Die Filmhinweise für die Vorführungen von Montag bis Mittwoch folgen am Wochenende

Das ganze Festivalprogramm auf queergestreift.com
Bearbeitung der Vorschautexte: Redaktion Queer-Lake

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