Queergestreift Filmfestival – Programm von Sonntag bis Mittwoch

Sonntag, 15. April 2018
16:00 Uhr: Rara
18:15 Uhr: Die Hannas – mit Hauptdarsteller Till Butterbach und Produzentin Katrin Renz
21:00 Uhr: Alifu, the Prince/ss

Rara
RARA – spanisch für eigenartig, seltsam – genauso erscheint Saras Familie den Einwohner*innen der chilenischen Stadt Viña del Mar. Denn die 13-jährige Sara hat nicht Mama und Papa, sondern Mama und Mama. Nachdem sich Saras Mutter Paula von ihrem Vater getrennt hat, lebt sie mit Lia zusammen. Für Sara kein Problem, aber für ihr Umfeld, zum Beispiel die Schule, ist es durchaus besprechungswürdig, dass ein homosexuelles Paar Kinder aufzieht. Auch ihr Vater deutet die früh-pubertären Regungen seiner Tochter als ungesunde Entwicklung. Er zieht vor Gericht um das Sorgerecht, was nicht nur im selbstlosen Interesse des Schutzes seiner Tochter gründet, sondern auch in einem auf Genugtuung sinnenden, verletzten Ego. Dabei geht es Sara gut, sie durchlebt alles, was jugendliche Mädchen ebenso erleben: Der erste Schwarm, Social Media, Schmink-Experimente, Freundschaft, mit den Eltern streiten, rebellieren und sich versöhnen.

Die Hannas
„Eine Liebeskomödie, die da anfängt, wo andere aufhören“ – Die Hannas, also Hans (Till Butterbach) und Anna (Anna König), haben es sich in den Komfortzonen ihrer 15-jährigen Liebesbeziehung gemütlich gemacht. Zwischen Kochexzessen, gegenseitigen Fütterungen und kindlich-absurdem Bettgeflüster versuchen sie sich selbst und der*dem anderen gerecht zu werden. Als beide unabhängig voneinander eine Affäre mit jeweils einer der außergewöhnlichen Zwillingsschwestern Nico und Kim beginnen, werden sie „emotional durch den Fleischwolf gedreht“.

Wir freuen uns Hauptdarsteller Till Butterbach, ebenfalls beim Achtung Berlin Filmfestival ausgezeichnet, und Produzentin Katrin Renz begrüßen zu können, die sich den Fragen und Anmerkungen des Publikums stellen werden.

Alifu, the Prince/ss
So viele Gender-Themen wie in Alifu The Princess, wurden wohl selten in einem einzigen Film besprochen wie in dem von Wang Yu-lin produzierten taiwanesischen LGBTIQ*-Film.

Da geht es um die Trans-Frau Alifu, die in einem Firseursalon arbeitet und gleichzeitig als einzig geborener Sohn die Stammesnachfolge ihres Vaters in einem indigenen taiwanesischen Dorf antreten soll. Alifu wohnt in der Stadt mit ihrer besten lesbischen Freundin zusammen, die später im Film von ihr schwanger wird. Dazu kommen Handlungsstränge, die sich mit Drag-Queens in Taiwan auseinandersetzen, wo es um enttäuschte Liebe, Anerkennung sowie Krankheit und Tod geht.


Montag, 16. April 2018

19:00 Uhr: Disobedience
21:15 Uhr: Queercore

Disobedience
Starke queere Frauenrollen werden in diesem Film in den Mittelpunkt gerückt. Ronit und Esti, die eine mutige Liebesbeziehung in einem konservativen und homophoben Umfeld leben. Der Film spielt in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft in der Nähe Londons. Hierher kehrt Ronit nach langer Zeit zurück und trifft auf ihre Jugendfreundin Esti, die mittlerweile mit dem Rabbi der Gemeinde verheiratet ist. Heftig knistert es zwischen den beiden Frauen und die Anziehung wächst bald ins Unermessliche. So kommt es unweigerlich zum Konflikt zwischen Glaube und Begehren.

Queercore
Nach seinem hochgelobten Film “Desire Will Set You Free” (2015) über das hippe queere Berlin setzt Yony Leyser nun mit der Dokumentation QUEERCORE der gleichnamigen queeren Punk-Bewegung der 80/90er Jahre und ihren Akteur*innen ein gebührendes filmisches Denkmal. Die vielfältig künstlerisch geprägte Queercore-Bewegung erwuchs aus der Unzufriedenheit mit der gesellschaftlichen Ablehnung von LGBTI* communities, aber auch aus dem Ärger über die Starrheit innerhalb der Punk- und Gay-Szenen selbst und gilt als Türöffner für spätere musikalische Strömungen wie Electroclash und Queer-Hip-Hop. Den Begründer*innen der Bewegung, unter ihnen die Kunst- und Filmschaffenden Bruce LaBruce und G. B. Jones, die damals u.a. im eigenen Wohnzimmer ihr queeres Magazin produzierten, ging und geht es darum, den Begriff queer auszuweiten, ihn an seine Grenzen und darüber hinaus zu bringen (“The gay community must be destroyed”) und – wie der Subtitel des Films fragend andeutet – den Punk zurück in die „queere Revolution“ zu holen.

Dienstag, 17. April 2018
19:00 Uhr: Landrauschen – mit Regisseurin Lisa Miller und den Hauptdarstellerinnen Kathi Wolf und Nadine Sauter
21:45 Uhr: Alifu, the Prince/ss

Landrauschen
„Schön, dass wieder da bisch!“, kommentiert Rosa Tonis Rückkehr aus dem hohen Norden (Berlin) ins schwäbische Idyll. „I wohn jetzt nicht mer drhoim. I wohn jetzt in ner Kommune“, überrascht Rosa ihre alte Freundin beim Fasching in Bubenhausen, auf den Toni ebenso wenig Lust hat wie auf das Leben im Dorf, das Praktikum beim lokalen „Blättle“ oder das erneute Zusammenwohnen mit ihren Eltern. „Was isch bei dir los?“, kommentiert der Familienpatriarch nicht Tonis Gemütszustand, sondern ihre Weigerung Fleisch zu essen, während ihre Mutter die eheliche Tristesse mir Eierlikör schön trinkt – Toni flüchtet von daheim, vor sich selbst, zu Rosa.

Wir freuen uns ungemein, Regisseurin Lisa Miller sowie die beiden Hauptdarstellerinnen Kathi Wolf und Nadine Sauter zur Vorstellung am Dienstag, 17.04 um 19 Uhr begrüßen zu dürfen und im Anschluss an die Filmvorführung mit den dreien diskutieren zu können!

Alifu, the Prince/ss
So viele Gender-Themen wie in Alifu The Princess, wurden wohl selten in einem einzigen Film besprochen wie in dem von Wang Yu-lin produzierten taiwanesischen LGBTIQ*-Film.

Da geht es um die Trans-Frau Alifu, die in einem Firseursalon arbeitet und gleichzeitig als einzig geborener Sohn die Stammesnachfolge ihres Vaters in einem indigenen taiwanesischen Dorf antreten soll. Alifu wohnt in der Stadt mit ihrer besten lesbischen Freundin zusammen, die später im Film von ihr schwanger wird. Dazu kommen Handlungsstränge, die sich mit Drag-Queens in Taiwan auseinandersetzen, wo es um enttäuschte Liebe, Anerkennung sowie Krankheit und Tod geht.


Mittwoch, 18. April 2018

18:30 Uhr: Small Talk
20:30 Uhr: Apricot Groves
22:15 Uhr: Team Hurricane

Small Talk
Der Esstisch ist ein zentrales Möbelstück in jedem Haushalt. Hier trifft man sich, kommt miteinander ins Gespräch, diskutiert und lacht. Nicht so im taiwanesischen Dokumentarfilm SMALL TALK: Hier markiert der Holztisch zwar auch einen wichtigen Ort der Kommunikation, steht aber für Schweigen, Verdrängung, Beklemmung und heftige Ausbrüche von Emotionen. Auf dem Stuhl rechts sitzt Hui-chen Huang, die Regisseurin und gleichzeitig eine der Protagonistinnen des Films, links ihre Mutter Anu. Kein Augenkontakt. Stille. Und dann bricht es aus den beiden ungleichen und doch so ähnlichen Frauen heraus: Geheimisse, Gewalt, Trauer, Versöhnung.

Apricot Groves
Der armenischstämmige Iraner Aram kommt aus den USA nach Armenien zurück, um dort mit Unterstützung seines Bruders Vartan Vorbereitungen für seine traditionelle Verlobungszeremonie zu treffen. Angefangen beim Friseurbesuch bis hin zur Blumenauswahl folgt der Film den beiden Brüdern. Mit reichlich Geschenken hält Aram bei der Familie seiner Freundin um ihre Hand an. Doch der potentielle Schwiegervater ist skeptisch, was sich eindrücklich beim ersten Handschlag zwischen den Beiden zeigt.
Apricot Groves widmet sich kulturellen, religiösen und nationalen Differenzen. Der Film fokussiert Aram’s Reise, um das zu erhalten, was er will. Statt zu dramatisieren, umfasst er mehrere komplexe Themen, ohne jedoch die Menschlichkeit seiner Charaktere aus den Augen zu verlieren. Die spannend erzählte Geschichte entfaltet sich langsam und besticht durch großartige schauspielerische Leistungen. Untermalt mit tollen Bildern scheint der Einblick in das Leben Armeniens sehr authentisch.

Team Hurricane
Bäm! Der Film Team Hurricane der Regisseurin Annika Berg ist eine Explosion der Farben und Emotionen und nimmt uns mit auf eine intime Reise in die Lebenswelten einer dänischen Mädchen-Clique. Team Hurricane ist Spass, Empowerment und Party. Bunt, verrückt und abseits der Konventionen erzählt der Film von der gemeinsamen Zeit im «Klubben», einem in die Jahre gekommenen Jugendzentrum, und zeigt, wie es ist, in der dänischen Normalität zwischen Plüschtieren, Kinderdisko und Pyjamaparties erwachsen zu werden. Die Protagonistinnen strotzen vor Selbstbewusstsein, gleichzeitig werden sie aber auch in ihrer Verletzlichkeit porträtiert. Die Freundinnen gehen durch dick und dünn und meistern ihren Alltag dank Sisterhood, Stil und Coolness.