Queergestreift Filmfestival – Programm von Donnerstag bis Samstag

Donnerstag, 19. April 2018
18:30 Uhr: Mein wunderbares West-Berlin – mit Aktivist Detlef Stoffel
21:15 Uhr: The Ring Thing

Mein wunderbares West-Berlin – mit Aktivist Detlef Stoffel
Die Dokumentation ist eine wunderbare Erinnerung zurück in die Anfänge des heutigen offenen, vielfältigen und patytauglichen Berlins, dessen Kampfgeist seiner Protagonist*innen wie ein Funke auf das Publikum überspringt.
Gleichzeitig stimmen einen die Erzählungen der Protagonist*innen nachdenklich, die vom Ausbruch der Aids-Epidemie berichten, die Berlin so heftig traf, wie keine andere deutsche Stadt. Und auch Parallelen zur Gegenwart lassen einen Grübeln, angesichts bräsiger Genügsamkeit und einem gleichzeitigen Anstieg homophober Attacken in Deutschland seit 2017.

Als Diskussionsgast freuen wir uns auf Detlef Stoffel aus Bielefeld, der selbst als politischer Schwulenaktivist in den 1970er Jahren aktiv war und Filme drehte.

The Ring Thing
Ein Paar, offensichtlich glücklich, trifft sich an einem wunderschönen Strand bei einem romantischen Picknick und dann ist da auch noch ein Ring. Was könnte naheliegend erwartet werden? Genau, ein Heiratsantrag! Der bleibt jedoch aus.

Die unterschiedlichen Positionen Sarahs und Kirstens stellen die Beziehung unerwartet auf die Probe. Gemeinsam, auf ganz unterschiedlicher Art und Weise, begeben sie sich auf die Suche nach und die Auseinandersetzung mit den eigenen Erwartungen, Ängsten und Erfahrungen.

Freitag, 20. April 2018
18:30 Uhr: Bar Bahar
20:45 Uhr: Mr. Gay Syria
23:00 Uhr: As you are

Bar Bahar
Der Film taucht ein in den Alltag von Laila, Nour und Salma (so der slowakische Titel des Films), die in einer WG zusammenwohnen und die – jede auf ihre Art – auf der Suche nach Freiheit in einem gesellschaftlichen Dazwischen inmitten von Arbeit, Partys und Beziehungen sind: Die lesbische Salma, die mit ihrer direkten Art die Sympathie des Publikums schneller gewinnt, als sie einen Joint drehen kann, wird mit den homophoben Ansichten ihrer Eltern konfrontiert. Die tanzfreudige Erfolgsanwältin Laila muss erkennen, dass ihr hübscher Geliebter konservativere Ansichten hat, als es zunächst scheint. Und beide zusammen schaffen durch ihre blosse Anwesenheit für die, vollverschleiert bei ihnen eingezogene IT-Studentin, Nour einen Raum der Solidarität und bedingungslosen Unterstützung, als deren arroganter Verlobter ihr Streben nach Unabhängigkeit mit Gewalt beantwortet.

Mr. Gay Syria
Mit Beginn des Krieges in Syrien und dem Aufstieg des IS hat sich die Situation für homosexuelle Syrer*innen weiter verschlechtert, bis hin zu Verfolgung und Mord.

Um sich auch an diejenigen zu erinnern, die überlebt haben, hatte der Syrer Mahmoud Hassino, der mit LGBTIQ*-Geflüchteten arbeitet, die Idee zum Wettbewerb „Mr Gay Syria“. So soll der am besten geeignete Kandidat gefunden werden, um am Mr Gay World-Contest 2016 in Malta teilzunehmen. Der Wettbewerb ist eine Form des Überlebens und des Kampfes mit den schweren Erfahrungen, die die queeren syrischen Geflüchteten gemacht haben. Während sie überlegen, wie sie die Jury erobern können und die verschiedenen Performances einstudieren, vergessen sie die Verfolgung und den verheerenden Zustand, in dem sich ihr Land befindet. Selbst wenn es nur für einige Augenblicke ist.

As you are
Den Teenager Jack verbindet eine zärtliche Nähe mit seiner Mutter Karen, die beiden wohnen am Waldrand einer US-amerikanischen Kleinstadt. Der Einzug von Karens neuem Lebensgefährten und dessen Sohn Mark bedeutet für den Einzelgänger Jack einen grundlegenden Wandel. Zwischen den beiden Jungs entwickelt sich eine freundschaftliche Vertrautheit und gemeinsam mit Schulkameradin Sarah werden sie zu einem durch den Sommer wandelnden Trio. Die wachsende Intimität der drei lässt bald die Grenzen zwischen Freundschaft, sexueller Anziehung und Liebe verschwimmen. Nach einem autoritären Ausbruch von Marks Vater spitzt sich die Situation zunehmend zu und treibt sowohl das Trio als auch deren Eltern auseinander…

Samstag, 21. April 2018
17:30 Uhr: After Louie
19:45 Uhr: Disobedience
22:15 Uhr: Let’s watch Sex: Feministisch-lesbisches Pornokino

After Louie
Sam, ein New Yorker Künstler, AIDS-Aktivist und ACT-UP-Mitglied, hat zu viele seiner Geliebten und Freund*innen sterben sehen. Das schlechte Gewissen zurückgeblieben zu sein, lässt ihn in der Vergangenheit verharren. Die Queer-Culture sieht er durch Heteronormativität bedroht. Und auch die heutige Generation schwuler Männer, die scheinbar unbesorgt und politisch indifferent durch das Leben gehen – das er und seine Generation erst durch ihre aktivistische Arbeit mit ermöglicht haben –, versteht er nicht mehr.
«When I was your age my friends were dropping like flies», erzählt er dem deutlich jüngeren Braeden, den er in einer Bar kennen gelernt hat. Die beiden entwickeln eine unerwartete Vertrautheit, was Sam‘s Sichtweise auf das gegenwärtige schwule Leben mehr und mehr auf den Kopf stellt. Indem Sam gezwungen ist sich mit seinem Trauma auseinanderzusetzen, zeigt «AFTER LOUIE» die Kämpfe auf, welche die queere Gemeinschaft in der Vergangenheit ausfechten musste und welchen Konflikten sie auch heute noch ausgesetzt ist.

Disobedience
Starke queere Frauenrollen werden in diesem Film in den Mittelpunkt gerückt. Ronit und Esti, die eine mutige Liebesbeziehung in einem konservativen und homophoben Umfeld leben. Der Film spielt in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft in der Nähe Londons. Hierher kehrt Ronit nach langer Zeit zurück und trifft auf ihre Jugendfreundin Esti, die mittlerweile mit dem Rabbi der Gemeinde verheiratet ist. Heftig knistert es zwischen den beiden Frauen und die Anziehung wächst bald ins Unermessliche. So kommt es unweigerlich zum Konflikt zwischen Glaube und Begehren.

Let’s watch Sex: Feministisch-lesbisches Pornokino
Dieser bunte Kurzfilmblock präsentiert die Werke verschiedener FilmmacherInnen und ihre mutige Annäherung an das Thema weibliche Lust und lesbisches Begehren. Der Bogen wird gespannt von Wissenswertem, über Kunst, Erotik bis hinzu Porn. Der Fokus ruht dabei immer auf Frauen, welche ihren Gefühlen folgen, ihre Bedürfnisse wahrnehmen und ihre Phantasien ausleben. Frei nachdem Motto: Wissen macht sexy, gelungene Kommunikation Sex einfacher und Erotik das Leben spannender, ist der Abend eine ästhetisch-audiovisiuelle Abenteuerreise. Die Anfänge der feministischen-lesbischen Erotik-Filmgeschichte werden ebenso wie topaktuelle Werke der zur Zeit bekanntesten feministischen Pornoproduzentinnen präsentiert. Mutige Frauen vor und hinter der Kamera gewähren Einblicke und entwickeln Perspektiven, welche neue Bilder ermöglichen und Räume für Gespräche öffnen.

Im Anschluss an den Kurzfilmblock folgt eine kurze humorvolle Diskussionsrunde mit Expertinnen.