Mr. Gay Switzerland – das Interview

Anfang März 2016 wurde im Rahmen der monatlichen Sack-und-Pack-Party in St.Gallen Peter Anderegg zum Mr. Gay Switzerland gewählt. Als Kandidat mit Ostschweizer Wurzeln hatte er von Anfang an die Sympathie des Publikums auf seiner Seite. Queer-Lake erkundigt sich nach einem halben Jahr beim Mr. Gay: Wie läufts?

Queer-Lake: Peter, du kommst aus Urnäsch (Appenzell-Ausserrhoden) also aus dem Einzugsgebiet von Queer-Lake.net – kennst du die Plattform schon?
Peter: Ich bin in Urnäsch aufgewachsen, habe also mein halbes bisheriges Leben im Appenzellerland verbracht :-). Zu diesem Zeitpunkt war ich aber noch nicht geoutet und habe mich auch nicht in der Homoszene aufgehalten. Von Queer-Lake habe ich inzwischen gehört.

Du hast im März 2016 die Wahl zum Mr. Gay Switzerland in St.Gallen gewonnen. Wie war das damals?
Unglaublich, ich hätte nie damit gerechnet, dass ich den Titel bekommen würde. Auch wenn ich jetzt zurück denke ist das Gefühl immer noch unbeschreiblich.

Hast du dich nicht gewundert dass ein Event, der sonst in Zürich stattfindet, in St.Gallen in einer kleinen Bar abgehalten wurde?
Doch, ein wenig habe ich mich gewundert. Allerdings muss ich sagen, egal wie gross oder klein der Anlass ist und egal ob er in Zürich, Bern oder St. Gallen stattfindet – ich finde es schon mal gut, dass es wieder eine Wahl gibt.

Nouba-Events aus Bregenz ist Inhaber der Marke „Mr. Gay Switzerland“. Wie war die Begleitung durch diese Agentur nach der Wahl, und wie ist sie heute?
Die Besitzer von Nouba-Events habe ich als sehr tolle, freundliche und hilfsbereite Leute kennen und schätzen gelernt. Wir wurden wirklich hervorragend betreut und begleitet, obwohl meine Kandidatur sehr spontan und kurzfristig war.

Nach der Wahl warst du schon bald auf Malta bei der Mr. Gay World Ausscheidung. Was hast du dort erlebt?
Für mich war diese Ausscheidung ein unglaubliches und unvergessliches Erlebnis. Wir waren Kandidaten aus 24 Ländern, also eine bunt gemischte Truppe. Wir haben uns alle sehr gut verstanden. In dieser Woche haben wir viel erlebt. Vor allem kulturell haben die Organisatoren viel geboten. Und es gab die verschiedenen Challenges, wie Fotochallenge, Sportchallenge, oder Interviewchallenge. Immer ging es darum, möglichst gut abzuschneiden um Punkte zu bekommen, die einem in die Top-Ten verhalfen. Ich habe den Mister Congeniality bekommen, worauf ich sehr stolz bin.

Leider hast du es nicht ins Finale geschafft, weil du von einem künstlichen Rodeo-Pferd gestürzt bist. Privat reitest du seit Jahren und hast dich sogar mit deinem Hengst in einem Video für die Mr. Gay World-Wahl vorgestellt. War das nicht etwas sonderbar?
Haha… Ja leider bin ich wegen diesem Sturz ausgeschieden. Hätte ich ein richtiges Pferd bekommen wäre das nicht passiert. Ändern kann man im Nachhinein nichts mehr und sich darüber ärgern bringt auch nichts.

Mr. Gay World 2015 aus dem Queer-Lake-Einzugsgebiet, Klaus Burkhart, hat nach einer kurzen Amtszeit seinen Titel abgegeben. Wegen „persönlicher Veränderungen“, wie er sagte. Musst du irgendwas tun als Mr. Gay Switzerland, das dich belastet?
Mister Gay Switzerland ist nicht Mister Gay World. Unser Land ist ziemlich klein. Womit ich mich ein wenig abfinden musste, ist die Tatsache, dass man unter ständiger Beobachtung steht. Die Leute kennen mich, was einerseits toll ist, anderseits aber auch anstrengend sein kann.

Welche Verpflichtungen hast du als Mr. Gay Switzerland und wie setzt du dich für die Gay-Community ein?
Mir wurde nahegelegt, an der Gay Pride 2016 zu erscheinen. Leider konnte ich aber nicht teilnehmen, da mein Bruder genau an diesem Tag geheiratet hat. Andere Verpflichtungen hatte ich bisher keine. Als Mr. Gay Switzerland bekomme ich keine Werbeaufträge und bin eher auf mich alleine gestellt. Ich hatte aber bereits viele Gespräche mit Schwulen aus ländlichen Regionen, die ihre Homosexualität noch nicht so öffentlich leben können. Viele Leute schreiben mich an, gerade weil sie wissen, dass ich aus dem Appenzellerland komme und den Mut hatte, meine Homosexualität öffentlich zu machen. Ansonsten ist nach mehr als sechs Monaten wieder alles beim alten. Ich habe nach wie vor einen 100-Prozent-Job, was es manchmal schwierig macht, mich für andere Projekte einzusetzen.

Was empfiehlst du den nächsten Kandidaten für die Wahl 2017?
Mein Ratschlag: Sei einfach du selbst. Bleib so wie du bist und lass dich nicht in eine Richtung drängen, in die du nicht willst. Ich finde es gut, dass es die Mr. Gay Wahl gibt und ich hoffe, sie werde wieder populärer als sie im Moment ist.

Danke für das Gespräch. Die Queer-Lake und die Gay Community rund um den Bodensee wünscht dir in deiner weiteren Amtszeit alles Gute und weiterhin viel Freude bei allem, was du unternimmst.

Interview und Redaktion: René Hornung

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