Internalisierte Homophobie

Da ringt man sich zäh zum Coming-Out durch, kommt schliesslich im Schoss der LGBT-Familie an und landet mitten in den Querelen der Community . Und eigentlich fühlt man sich als Homosexuelle_r ab und zu echt mies. Ein Grund dafür ist die „internalisierte Homophobie“, nämlich „negative Gefühle gegenüber der eigenen Homosexualität‘.

Aufgewachsen mit Normen, die Homosexualität abwerten, nisten sich diese in  der eigenen Wahrnehmung ein und richten sich auf die eigene Psyche und auf andere homosexuelle Menschen. Die grösste je durchgeführte Internetumfrage hat dieses Phänomen erforscht. Die Resultate waren überdeutlich: die internalisierte Homophobie hat eine beträchtliche Auswirkung auf die Gesundheit.

Menschen, die die eigene sexuelle Orientierung akzeptieren, sind offener für Präventionsbotschaften, Selbststigmatisierung schränkt deren Wirksamkeit ein. Bei Personen  mit internalisierter Homophobie wurden vermehrt sexuell übertragbare Infektionen nachgewiesen. Dies ist auch eine klare Ausgangslage für eine wirksame Gesundheitspolitik: der Einsatz für Akzeptanz von Homosexualität und gegen Diskriminierung auf allen Ebenen ist absolut erforderlich.

Der zutiefst homophobe Täter von Orlando mit seinen eigenen homosexueller Orientierung ist die Spitze eines Eisberges. Was dort mit einem Maschinengewehr angerichtet wurde, geschieht mit subtileren Waffen auch hier.

Jürg Bläuer, Projektleiter MSM, Fachstelle für Aids- und Sexualfragen, St. Gallen-Appenzell

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