Filmfestival Queergestreift: Die Woche der Frauen im Film

Nach dem fulminanten Start des Konstanzer LGBTIQ*-Filmfestivals Queergestreift geht es in den nächsten Tagen mit zahlreichen cineastischen Leckerbissen weiter. Im Zentrum stehen Filme, die das Leben von meist jungen Frauen zeigen, die Frauen lieben. Die Woche startet aber mit der Verfilmung eines Textes von James Baldwin.

Hier die Filme, die von Montag bis Donnerstag im Zebra Kino gezeigt werden:

 I am not your Negro: 1979 – James Baldwin, einer der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, beginnt seinen letzten, unvollendeten Text «Remember the House», der persönliche Erinnerungen an seine drei ermordeten Bürgerrechtler-Freunde Malcolm X, Medgar Evers und Martin Luther King sowie Reflexionen der eigenen, schmerzhaften Lebenserfahrung als offen schwul lebender Schwarzer in den USA beinhaltet. Rund 40 Jahre später inszeniert Raoul Peck die 30 bislang unveröffentlichten Seiten von Baldwins Manuskript. Sie sind ein Rückblick auf die amerikanische Bürgerrechtsbewegung. Peck vermischt geschickt Fotos, Film- und Nachrichtenausschnitte von Archivaufnahmen der Rassentrennung in den 1950er- und 1960er-Jahren, aber auch aktueller Geschehnisse wie den Todesfall von Michael Brown und die anschließenden afroamerikanischen Proteste gegen weiße Polizeigewalt in Ferguson 2014. Peck lässt dabei hauptsächlich Baldwin mit seinen eigenen immer noch aktuellen Worten sprechen vertont von Samuel L. Jackson.
(Rezension von Christoph Sinz)
Mo., 27.03.17, 19:00 Uhr,
So., 02.04.17, 16:30 Uhr

Plastisch und nachvollziehbar stellt Barash die Gefühlswelt der 17-jährigen Naama Barash dar. Aus ihrer Sicht erzählt Regisseurin Michal Vinik in ihrem Debütspielfilm eine berührende Coming-of-Age-Geschichte und erzeugt einen ganz eigenen, überzeugenden Blick auf die Suche nach dem eigenen Ich, die Süsse und den Schmerz der ersten großen Liebe und die Frage, wie frei man als junge Frau im heutigen Israel leben kann. Naama verliebt sich in die neue Schülerin Dana und – aufgerüttelt von der Intensität ihrer Gefühle – bekommt ihr Leben einen ganz neuen Sinn. Die beiden leben von Partys, Alkohol, Drogen und Sonnenlicht, doch im Hintergrund setzt das Familienleben beider Mädchen der Leichtlebigkeit des Lebens Grenzen.
(Rezension von Veronica Francesca Haas)
Mo., 27.03.17, 21:15 Uhr

Im Zentrum des Dramas The Fits stehen die Irritationen und Herausforderungen der Identitätssuche der 11-jährigen Toni (Royalty Hightower). Als einziges Mädchen trainiert Toni in einer Turnhalle mit einer Gruppe von Jungen beim Boxen, während nebenan eine Gruppe von Tänzerinnen ihre Choreografien einstudiert. Toni, die die Tänzerinnen beobachtet und fasziniert ist von deren selbstbewusstem Auftreten und körperlichen Darbietungen, beginnt mit der Gruppe zu üben. Die Tanzgruppe wird alsbald von mysteriösen Anfällen heimgesucht. Nur Toni bleibt von der unerklärlichen Erfahrung gefeit und fürchtet um ihre Akzeptanz. Titelgebend für den Film ist «fits», auf Deutsch «Anfall». Die schauerartigen Anfälle überkommen ausschließlich weibliche Figuren. Die Ursache für dieses Erlebnis bleibt unklar. Die Anfälle werden im Film als einschneidendes Erlebnis oder gar Übergangsritual ins Erwachsenenleben dargestellt. Die besonders im Jugendalter sich verfestigende Unterscheidung von Jungen und Mädchen wird in The Fits u.a. über die Trennung von Räumen verhandelt. Diese sind entweder männlich oder weiblich codiert.
(Rezension von Rebecca Puchta)

Beate Ochsner, Professorin für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz, führt in den Film ein.
Englische Originalversion
Di., 28.03.17, 19:00 Uhr

Below her mouth. We liked the sex scenes.
Di., 28.03.17, 21:15 Uhr

Siebzehn: Wir befinden uns irgendwo in Niederösterreich, die letzten Wochen vor den  Sommerferien stehen bevor. Die siebzehnjährige Internatsschülerin Paula sehnt sich nach Zuneigung und Leidenschaft. Ihr Objekt der Begierde ist ihre Mitschülerin Charlotte, die allerdings einen Freund hat. Nicht wissend, wie oft auch Charlotte an sie denkt, geht Paula eine Affäre mit einem Mitschüler ein. Und dann ist da noch die zügellose Lili, die als wilde Verführerin auftritt, und mit ihren Machtspielen weder auf sich noch auf ihre Mitschüler Rücksicht nimmt. Paula muss sich bald schon entscheiden, ob sie ihren eigenen Gefühlen folgt, oder denen der anderen. Sensibel und entschlossen inszeniert erzählt dieser wunderbare Film von der ersten oder auch der zweiten Liebe, tiefen Sehnsüchten, der inneren Unsicherheit und der Suche nach der eigenen Identität. Der Film wurd mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet. Nach einem gefeierten Auftritt bei der diesjährigen Berlinale freut sich Queergestreift dieses Film-Wunder präsentieren zu dürfen.
(Rezension von Christoph Sinz)

Die Filmcrew wird anlässlich des Screenings via Skype zugeschaltet.
Do., 30.03.17, 19:00 Uhr

Women Who Kill ist eine eine pechschwarz-glänzende Thriller-Dramödie. Wer sich ständig mit den Lebensgeschichten von Mörderinnen beschäftigt, kann scheinbar irgendwann gar nicht mehr anders, als auch im eigenen Umfeld Morbides und Mysteriöses zu vermuten. So ergeht es der 38-jährigen bekennenden Beziehungsphobikerin Morgan, die – angestachelt von ihrer Ex-Freundin Jean, mit der zusammen sie einen Radio-Podcast über weibliche Serienkillerinnen betreibt – plötzlich von der Idee gepackt wird, hinter ihrer neuen Bekanntschaft Simone stecke eine brutale Mörderin. Die hübsche Simone, die in der lokalen Lebensmittelkooperative arbeitet, scheint tatsächlich einige Geheimnisse zu hüten. Und während Morgan und Jean weiter ihrem makabren Hobby nachgehen, für das sie gerne auch mal Interviews in Gefängnissen durchführen, z.B. mit Lila, bringen diverse mysteriöse Ereignisse im Umfeld der Gruppe lesbischer New Yorkerinnen die Spirale aus Eifersucht, Verdächtigungen und Verfolgungsangst immer weiter ins Rollen.  Der Film, der nebenbei genüsslich den (lesbischen) Alltag in einem Brooklyner Hipster-Viertel seziert, wurde sowohl beim Outfest, als auch beim Tribeca-Festival mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
(Rezension von Kate Gößmann)

In Kooperation mit belladonna, Frauen und Kultur e.V.
Do., 30.03.17, 21:45 Uhr

Das ganze Festivalprogramm auf queergestreift.com
Bearbeitung der Vorschautexte: Redaktion Queer-Lake

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